Montag, April 23, 2007

A Day at the Races

Aufgestylte schampusschlürfende High-Society-Damen- und -Herren einerseits und Zigarre rauchende ältere Herren in unmodischen Sakkos, die in stickigen Wettbüros gebannt die Quoten verfolgen, andererseits - das sind die beiden Klischees, die ich bislang mit Pferderennen verband. Äußerst praktisch daher, dass ich Freikarten für den 72. Gerling-Preis ergattern konnte, um meine Vorurteile mal in der Realität zu prüfen.
Der erste Eindruck, wenn man bei strahlendem Sonnenschein die Galopprennbahn betritt: es gibt nicht den typischen Besucher, im Gegenteil: natürlich kann man im Hippodrom die oben erwähnte High-Society Champangner trinken sehen, und auch im stickigen Wettbüro unter der Tribüne wimmelt es von älteren rauchenden Herren, die auf die Bildschirme mit den Quoten starren; aber darüber hinaus ist die Rennbahn ein beliebtes Ausflugsziel für Familien mit Kindern, die mit Picknickkorb und -decke bewaffnet auf dem Rasen neben der Rennstrecke einen schönen Tag verbringen. Und auch das restliche Publikum ist äußerst gemischt: alte und junge Rennfreunde, reiche und weniger reiche, Kenner und Laien, Männer, Frauen, Kinder - fast alle unterziehen sich den selben Ritualen, denen auch wir gefolgt sind und die im wesentlichen aus drei Elementen bestehen:
1. Begutachten der Pferde im Führring. Hier kann, wer Ahnung hat, fachsimpeln, und wer keine Ahnung hat hört einfach zu oder verlässt sich auf den Augenschein, denn die Pferde unterscheiden sich doch ziemlich in Aussehen und Verhalten.
2. Wenn man seine Wahl getroffen hat: ab zum Wettschalter und einen Betrag zwischen 0,5 und 500 Euro auf seinen Favoriten setzen.
3. Zurück zum Platz (in unserem Fall zur Tribüne), ungeduldig auf den Beginn des Rennens warten, gespannt mit dem Fernglas dessen Verlauf verfolgen und auf den letzten 400 Metern in die allgemeinen Anfeuerungsrufe einstimmen.
Danach kann man entweder seinen Wettschein einlösen oder wegwerfen. Ersteres durfte mein Begleiter T. tun, der beim siebten Rennen (dem Gerling-Preis) auf Platz setzte und für einen Euro Einsatz ganze 1,50 Euro gewann, beim neunten Rennen jedoch auf Sieg für zwei Euro tatsächlich 18,20 Euro rausholte.
Ich hatte da weitaus weniger Glück: die fünf Euro, die ich im siebten Rennen auf einen der Favoriten setzte, waren futsch, denn die Krücke Schiaparelli lief doch tatsächlich als letzer durchs Ziel! ("Die Enttäuschung des Rennens" schreibt die Presse...).
Beim neunten Rennen war ich etwas vorsichtiger und setzte nur einen Euro auf den Sieg des absoluten Favoriten First Point, der laut Rennbahnsprecher "nur schwer zu schlagen sein dürfte" (was sich in miesen Quoten niederschlug) - leider wieder vergeblich, da der Favorit erneut enttäuschte und stattdessen Royal Goofy mit der Quote 91 gewann und somit T. einen stolzen Gewinn ermöglichte.
Wenigsten hat er mir dafür ein Bier spendiert..
Trotzdem lautet das Fazit: A Day at the Races is so much fun! Wiederholung ist auf jeden Fall geplant und Nachahmung jedem empfohlen!

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