Montag, November 27, 2006

„Ich lade gern mir Gäste ein“

singt Graf Orlowski in der Operette „Die Fledermaus“, und Altersgenossen erinnern sich vielleicht noch an die gleichnamige Show im ZDF mit René Kollo als Gastgeber – oder auch nicht, hatte ja nicht jeder so eine verkorkste Kindheit… taz-Kolumnist und Karaoke-Veanstalter Christian „Haldemann“ Gottschalk jedenfalls hat diese Tradition wieder aufgenommen und am vergangenen Samstag bereits zum zweiten Mal zu "Ich lade mir gern Gäste ein - die Connection-Show" in die gleichnamige Ehrenfelder Kneipe in der Marienstraße geladen.

Nun ist das Connection für Nicht-Eingeweihte nicht ganz einfach zu finden. Kaum zu glauben, dass es mitten in Kölns Szenestadtteil eine derart ruhige, verlassene und in Dunkel gehüllte Wohnstraße gibt, in der eine Lokalität liegt, die von außen ebenso ruhig, verlassen und in Dunkel gehüllt aussieht. Auch dürfte es keine andere Kölner Straße geben, in der die Hausnummer 1 so oft vertreten ist (bei E habe ich aufgehört zu zählen…). Betritt man die Kneipe, so kann man sich denken, warum sie ein Geheimtipp bleiben muss: viel mehr als die übliche Anzahl an Stammtrinkern hat dort gar keinen Platz! Da könnte ich in meinem Wohnzimmer mehr Leute bewirten – und im Gegensatz zum Connection wäre dort sogar noch Platz für Sauerstoff…

Nun bin ich allerdings ein Freund von kleinen, heimeligen Lokalitäten. Sie bieten mehrere Vorteile: man muss sich kaum bewegen, um an frisches Bier zu kommen (und der Nachschub funktionierte auch hier ausgesprochen gut); es kann nicht viel passieren, wenn man mal vom Hocker fällt (selbst ausprobiert!); und die Stimmung erreicht ähnlich schnell den Siedepunkt wie die Raumtemperatur. Für letzteres (die Stimmung, nicht die Raumtemperatur) sorgte am Samstag ein buntes Programm aus Comedy, Lesung und Gesang. Ilhan Atasoy (demnächst auch bei Nightwash zu sehen) erzählte aus seinem multikulturellen Leben am Borsigplatz in Dortmund, und zwar zweisprachig; FC-Fan Marnix Dünkel las aus seinen Fußballkolumnen, die ich als Laie teilweise nicht nachvollziehen konnte (was aber auch an seiner atemberaubenden Lesegeschwindigkeit gelegen haben mag); Krimiautor Martin Schüller sang Rocksongs zur Gitarre, und zwar so gut, dass das Publikum ihn gar nicht von der Bühne lassen wollte; und der Gastgeber unterhielt uns mit Prosa und Gedichten zu Themen wie Suizid im Tierreich, Weltreligionen und Drogen oder Alkoholmissbrauch im Kölner Karneval.

Kurz: ein vergnüglicher Abend in (lokalitätsbedingtem) kleinem Kreis, Wiederholung nicht ausgeschlossen!

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