Montag, November 27, 2006

Warum in die Ferne schweifen…

Am Sonntag hatte ich mal wieder Zeit, mir meine Vorbehalte gegen gewisse Massenphänomene bestätigen zu lassen. Als ich letztes Jahr in New York war, besuchte ich natürlich auch das MoMa und das Guggenheim. Während letzteres mich durch seine Architektur zwar begeisterte, die Exponate aber eher enttäuschten, beeindruckte ersteres vor allem durch die schiere Masse an Exponaten. Um hier keinen Irrtum aufkommen zu lassen: das MoMa ist zweifelsohne das weltweit führende Museum für moderne Kunst. Während die Leute jedoch in Scharen nach Berlin reisen, um stundenlang für die dortige MoMa-Ausstellung Schlange zu stehen, oder massenweise die Guggenheim-Collection in Bonn bevölkern, so dass man vor lauter Menschen die Bilder nicht mehr sieht, fristen die beiden Kölner Schmuckstücke, das Wallraf-Richartz-Museum (WRM) und das Museum Ludwig (ML) ein von der Masse eher unbeachtetes Dasein.

Wie unberechtigt dieser Zustand ist, konnte ich am Sonntag wieder feststellen, als ich die neu eröffnete Abteilung 19. Jahrhundert des WRM besuchte. Alles, was Rang und Namen in der Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts hat, ist auch hier vertreten. Jeder der neun Räume ist einem Thema gewidmet, und auch wenn sich die Zuordnung eines Bildes zum Thema nicht immer erschließt, so ist diese Hängung doch interessanter als eine rein chronologische, alphabetische oder kunsthistorische. Aufgelockert wird das Ganze zurzeit durch einige Medienkunstwerke der Preisträger des Spiridon-Neven-DuMont-Preises sowie durch „Bildergeschichten“ – Texte von 19 Schriftstellern zu selbsgewählten Kunstwerken.
Darüber hinaus gibt es Sitzecken mit eingebauten Bildschirmen und Kopfhörern, an denen man ausführlichere Infos zu einigen Exponaten abrufen kann. Wenn man dann noch den atemberaubenden Panoramablick aus Raum 6 genießt, in der Buchhandlung König nach Schnäppchen stöbert und anschließend Kaffee & Kuchen im Café WallRich Eck genießt, ist ein Sonntagnachmittag viel zu kurz, und man fragt sich, warum die Leute in Gottes Namen nach Berlin oder Bonn fahren, um Kunst zu gucken, die es hier in Köln viel entspannter zu genießen gibt.

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