Montag, Mai 14, 2007

Tierschau

"Wie unser Bild vom Tier entstand" lautet der zweite Teil des Titels der aktuellen Ausstellung im WRM. Zeitlich beginnt sie jedoch erst im 17. Jahrhundert mit der Entdeckung exotischer Arten in fernen Ländern. Mag dies der Tatsache geschuldet sein, dass das Museum nur einen Ausschnitt der Ausstellung zeigt, die auch schon in anderen Städten gastierte - eine Betrachtung des Bildes, dass Menschen von Tieren haben, sollten meines Erachtens ideengeschichtlich jedoch mit den Höhlenmalereien von Lascaux beginnen. Und wie sahen Römer, Griechen und andere Hochkulturen Tiere? Welche Stellung hatten unsere Mitgeschöpfe im Mittelalter? Gerade in der mittelalterlichen Ikonographie spielten Tiere ja eine wichtige Rolle als Symbole christlicher Tugenden. Und um die ideengeschichtlichen Umwälzungen der beginnenden Neuzeit beurteilen zu können, muss man ja eigentlich zeigen, wie das Denken, das sich wandelte, vorher war.
Auch ist es zwar positiv, dass Andreas Blühm, der neue Direktor des WRM, mit dieser Ausstellung versucht, verstärkt Familien mit Kindern in das Museum zu locken (was ihm zumindest angesichts der gestrigen Besucherstruktur auch gut zu gelingen scheint) - trotzdem sollte man die erwachsenen Besucher, die vielleicht an etwas tiefschürfenderen Betrachtungen interessiert sind, nicht vergessen. So kann ich mich nur der Kritik der Zeit anschließen, die meint: "Und doch, trotz vereinzelter Ausflüge in die Diskurse der jeweiligen
Zeit fehlt in dieser Ausstellung, in der sich Naturkunde und Kunstgeschichte so schön begegnen, etwas anderes schmerzlich: Man mag es Philosophie nennen oder Ideengeschichte, Kulturwissenschaften oder auch Wissenschaftskritik."

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