Sonntag, September 16, 2007

Mährische Dörfer

"Ein Höhepunkt der Spielzeit... Unbedingt ansehen!" urteilt das Online Musik Magazin über die Jenůfa-Inszenierung von Katharina Thalbach an der Kölner Oper, und auch die sonstigen Kritiken sparten nicht mit Lob. Deshalb nahm ich die Anregung des Opern-Newsletters an und besuchte spontan die erste Wiederaufnahme am Samstag.

Die Story ist ziemlich harter Tobak: die schöne Jenůfa ist gegen Ende des 19. Jahrhunderts in einem mährischen Dorf schwanger von ihrem Vetter Štefa, den sie heiraten will. Ihre Stiefmutter, die Küsterin, verbietet die Hochzeit, weil sie Štefa (nicht ganz zu Unrecht) für einen Säufer und Spieler hält. Dessen Stiefbruder Laca ist ebenfalls in Jenůfa verliebt, und in einem Anfall von Eifersucht zerschlitzt er ihr mit einem Messer die Wange.
Ein halbes Jahr später hat Jenůfa heimlich ihren Sohn zur Welt gebracht und lebt versteckt bei der Küsterin. Štefa lehnt eine Heirat mit der jetzt entstellten und entehrten ledigen Mutter ab und will sich mit Geld freikaufen; Laca ist zur Hochzeit bereit, erschrickt aber, als er von dem Kind erfährt. In ihrer Verzweiflung behauptet die Küsterin, das Kind sei gestorben und ertränkt es im eisigen Mühlenbach.
Zwei Monate später steht die Hochzeit von Jenůfa mit Laca bevor. Da platzt die Nachricht herein, man habe ein totes Kind im Bach gefunden. Jenůfa erkennt es als das ihre, die Dorfbevölkerung will sie steinigen. Die Küsterin gesteht ihre Tat und wird abgeführt; nur Laca und Jenůfa bleiben zurück und versichern sich ihrer Liebe.


Diese Handlung hat Katharina Thalbach beeindruckend in Szene gesetzt. Zwar neigt sie bisweilen dabei etwas zur Theatralik, was dem Stück aber nicht schadet. Die Sängerinnen und Sänger sind vorzüglich (allen voran Dalia Schaechter als Küsterin), und sie singen nicht nur hervorragend, sondern spielen ihre Rollen auch. Dazu ein beeindruckendes Bühnenbild, das die Dramatik der Ereignisse unterstützt, und wieder einmal eine tolle Lichtregie. Ein hörenswertes Stück in einer sehenswerten Inszenierung - das macht Lust auf die gerade begonnene Spielzeit!

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