Samstag, Dezember 16, 2006

So machen's alle

"Eigentlich sollten sie deutsche Übersetzung weglassen, der Text ist doch ziemlich bescheuert" meinte eine meiner Begleiterinnen schon nach wenigen Szenen. Und tatsächlich sind Inhalt und Libretto von "Cosí fan Tutte" aus heutiger Sicht ziemlich antiquiert und frauenfeindlich. Allerdings: "Die Musik passt gar nicht richtig zum Text", wie die Begleiterin wenig später bemerkte (manchmal merkt man ihr die zwei Semester Musikstudium halt an...), und tatsächlich: während die beiden von ihren (angeblich) in den Krieg gezogenen Liebhabern verlassenen Damen Fiordiligi und Dorabella in tiefster Trauer ihr Schickals beklagen, bleibt Mozarts Musik seltsam leicht, fast fröhlich. Man merkt: der Komponist selbst konnte Lorenzo da Pontes Libretto wohl nicht so ganz ernst nehmen. Die gesamte Oper ist durchweht von leiser Ironie, wie auch das informative Programmheft aufklärt.
Die Inszenierung wird dieser Haltung gerecht: ohne in Albernheiten zu entfallen, ist die Aufführung gespickt mit gelegentlichen Kapriolen und augenzwinkernden Regieeinfällen. Das wunderbare Bühnenbild und vor allem die tolle Lichtregie vermitteln ein italienische Stimmung voller Leichtigkeit. Sehr hübsch auch die wohl jahreszeitlich bedingte Idee des Dirigenten, das Continuo mit gelegentlichen Anklängen von Weihnachtsliedern zu schmücken.
Insgesamt eine auch musikalisch überzeugende Inszenierung - genau richtig für einen beschwingten Start ins Wochenende. Und angesichts der ausverkauften Vorstellung trifft sie anscheinend genau den Nerv des Kölner Publikums. Da kann man nur hoffen, dass die Inszenierung in der nächsten Spielzeit wieder aufgenommen wird!



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