Montag, Juni 18, 2007

Auf der anderen Seite

Gleich zweimal ist diese Szene im Film zu sehen: Ein deutsch-türkischer Germanistikprofessor erklärt in einem Hamburger Hörsaal, warum Goethe gegen Revolutionen war. Im Auditorium sitzt eine Türkin und schläft - dabei wäre gerade für sie das Gesagte von Interesse, ist sie doch eine politische Aktivistin, die in der Türkei für die Revolution gekämpft hat und vor der Polizei nach Deutschland geflüchtet ist, wo sie ihre Mutter sucht. Die Schicksale der beiden sind miteinander verwoben, ohne dass sie es wissen oder sich bis zum Ende des Films begegnen werden: die Mutter der Aktivistin lebt mit dem Vater des Professors zusammen, was kein gutes Ende nimmt; es werden eine deutsche Mutter und ihre Tochter in beider Leben treten, was ebenfalls kein gutes Ende nimmt; es werden zwei Menschen sterben, deren Tod keine Überraschung sein wird, da sie durch Zwischentitel angekündigt werden; und es wird Parallelen, Berührungen und Überschneidungen im Leben aller sechs Personen geben...
Ich hatte das Glück, gestern den neuen, in Cannes erfolgreichen Film von Fatih Akin in einer Vorpremiere anlässlich des Internationalen Filmkongresses der Filmstiftung NRW zu sehen - der schon in den Medien genug gelobt wurde, so dass ich mir hier eine weitere Würdigung sparen kann.

Am Tag davor lief Vivere von von Angelina Maccarone, der zwar mit Hannelore Elsner auch einen Star aufweisen konnte, aber gegenüber Fatih Akins Meistewerk zwangläufig verblassen muss, obwohl auch er vorzüglich gefilmt und erzählt war.

NB: Ein bisschen stolz macht es einen ja schon, wenn man sieht, dass die eigene Firma an der Produktion beider Filme nicht ganz unbeteiligt war...

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