Mittwoch, September 19, 2007

Sternstunden der Bedeutungslosigkeit

Gehört hatte ich schon von Rocko Schamoni, aber eine richtige Vorstellung von dem, was er macht, eigentlich nicht. Trotzdem ließ ich mich zu seiner gestrigen Lesung im Gloria mitnehmen - und hab es nicht bereut.

Dass es sich um keine normale Literaturlesung handelte wurde schon gleich zu Beginn klar, als Rocko alle Anwesenden aufforderte, ordentlich zu trinken, zu rauchen (solange es noch erlaubt ist) und auch ja die Handys nicht auszuschalten - sprach's und wurde auf Selbigem prompt von seinem Kumpel Felix angerufen, wobei er uns alle am Gespräch teilhaben ließ ("Ich hab schon Bock auf labern, aber passt grad schlecht, ich gucke mit Freunden einen dänischen Kung-Fu-Film. Ruf doch später noch mal an, inner Viertelstunde oder so…"). Und wie so einiges andere im Verlauf der Lesung schien das nicht geplant, sondern wirklich spontan zu sein.

Dann trug Rocko aus seinem neuesten Werk (s. Überschrift) vor, in dem es um den glücklosen, Kunst hassenden Kunststudenten und Lebenskünstler Michael Sonntag (bzw. "Sonntach") geht, der sich in St. Pauli mit gelegentlichem Wildplakatieren über Wasser hält, von Zeit zu Zeit seinen Psychiater aufsucht, um gemeinsam mit ihm in den Sitzungen einzunicken, weil seine Probleme einfach zu langweilig sind, die alltägliche Hölle des wahren Lebens beim Familienbesuch im earthgegoogelten Cloppenburg erlebt und vom Sambuca-Trinken grüne Beine bekommt. Und das Alles ist natürlich in keinster Weise autobiographisch…

Zwischendurch schweifte Rocko immer wieder ab, veränderte willkürlich den Text, machte sich über Dumont, Benetton und "Lakotz" lustig, beschimpfte seinen ehemaligen Berufsschullehrer, kündigte an, nach der Lesung Düsseldorf, Recklinghausen, Hannover "und wie die Städte im Ruhrgebiet alle heißen" plattzumachen, verteilte Schnittchen "versetzt mit Drogen und Kleingeld", um die Stimmung zu heben (was gar nicht nötig gewesen wäre, sie war auch so famos) und präsentierte sich als der "beste Stimmenimitator heute abend hier auf der Bühne", wobei er die Möglichkeiten, die Mikrofon und Stimmenverzerrer ihm boten, weidlich und mit offensichtlichem Spaß nutzte.

Alles in Allem ein sehr vergnüglicher abend mit einem blenden aufgelegtem Rocko Schamoni!

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