Sonntag, Juli 22, 2007

Skulpturen

"Das ist alles Quatsch hier" erklärt der ältere Herr und scheucht seine Frau ausgerechnet an einem der wenigen Werke vorbei, dessen Botschaft mit ein wenig intellektueller Anstrengung relativ leicht zu verstehen ist (das Aaspa von Annette Wehrmann). Das kann man nicht von allen Skulpturen der gleichnamigen Ausstellung in Münster sagen, die zusammen mit der documenta 12 in Kassel, der Biennale in Venedig und der Art 38 in Basel die Grand Tour des 21. Jahrhunderts bildet und so meiner alten Heimatstadt zu ungeahnter kultureller Bedeutung und nie erlebten Besuchermassen verhilft.
33 Skulpturen sind quer über die ganze Stadt verteilt, und darüber hinaus gibt es noch ca. drei Dutzend Werke der vergangenen Skulpturen, die seit 1977 alle zehn Jahre stattfindet, zu sehen. Die Spannweite reicht von Werken, die mit einfachsten, wenig künstlerischen Mitteln äußerst interessante Effekte erzielen (wie der Pfad von Pawel Althamer, einer meiner Favoriten), über Installationen, die einen recht ratlos lassen (Entr'acte von Nairy Baghramian), die sich zu witzigen Publikumslieblingen entwickeln (Archaeological Site von Giullaume Bijl), die einen tatsächlichen Nutzwert für die Besucher aufweisen (WC-Anlage von Hans-Peter Feldmann), die reine Reproduktion en miniature sind (Roman de Münster von Dominique Gonzalez-Foerster), die sich als äußerst nervig erweisen können (Chinese Whispers von Sucha Kinoshita), die zu Verkehrsbehinderungen führen können (Blume für Münster von Marko Lehanka), die einen hochpolitischen Anspruch verfolgen (Trickle down von Andreas Siekmann), die ganz hübsch erscheinen, auf Dauer den in der Nähe arbeitenden besten Freund aber wahnsinnig machen (The Lost Reflection von Susan Philipsz) bis hin zu Werken, die gar nicht umgesetzt werden konnten (The Head von Deimantas Narkevicius). Das Werk, das die meisten von mir Befragten als Lieblinskulptur nannten (Square Depression von Bruce Nauman) habe ich leider - neben einigen anderen Exponaten - nicht gesehen. Ein einziger Tag ist auch mit der Leeze (dem typischen Münsteraner Verkehrsmittel) einfach zu kurz, um alle Skulpturen zu erforschen - erst Recht, wenn man einen wunderbar sonnigen, aber nicht zu heißen Sommertag erwischt hat, der zum gelegentlichen Rasten einlädt.
Deshalb der Tip an alle: ein Wochenende Zeit nehmen, Fahrrad mitbringen oder ausleihen und an einem sonnigen Sommerwochenende die Skulpturen in Münster genießen - auf die nächste muss man zehn Jahre warten!

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